Kamera überträgt
das Schlüpfen ins Klassenzimmer – Bürgermeister als Initiator
Von unserem Mitarbeiter: Wolfgang Gerz
Norken. Wo organisiert der Bürgermeister ein Schulprojekt? Wo kommen in einer
Schule 60 Küken zur Welt? Wo wird das Schlüpfen live ins Klassenzimmer
übertragen? Drei Fragen, eine Antwort: In Norken. Die Ortsgemeinde in der VG
Bad Marienberg überrascht immer wieder mit originellen Ideen und tollen
Projekten. Als Initiator ist einmal mehr Ortsbürgermeister Friedrich Wilhelm
Wagner zu nennen. Selbst ehemaliger Lehrer ist er der ortsansässigen
UNESCO-Projektschule ganz eng verbunden. Doch Wagner ist nicht nur
Bürgermeister und Ex-Lehrer, sondern auch noch ein begeisterter Landwirt. Und
so entstand die Idee zu einem Schulprojekt „Vom Ei zum Huhn“, was übrigens alle
vier Jahre wiederholt wird. Auf diesem Wege lernen alle Kinder in ihrer
Grundschulzeit einmal wie aus einem Ei ein Huhn wird. Zudem wird die örtliche
Kindertagesstätte einbezogen.
Im Dachgeschoß der Schule hat Wagner die Ausstellung
zum Projekt aufgebaut. Unterstützt wurde er dabei vom Rassegeflügelzuchtverein
Daadetal/Nistertal in Person des Vorsitzenden Bernhard Krus. Hier werden die
Eier von verschiedenen Tierarten gezeigt – von Zwergwachteleiern bis zum
riesigen Nandu-Ei. Anhand von Schautafeln kann man sich zu den verschiedenen
Hühnerrassen informieren. Das Spannende für die Kinder sind natürlich die
beiden Brutapparate. 60 Eier hatte man eingesetzt und nach einer Woche
geschiert. Mit dem Schieren lässt sich feststellen, ob ein Ei wirklich befruchtet
ist. Auch daran waren die Schulkinder mit ihren Lehrerinnen Melanie Hannappel
und Rebecca Schneider bereits beteiligt. Aber nicht nur die, auch Eltern und
Großeltern interessierten sich für das Projekt.
Nach 20 bis 22 Tagen schlüpfen aus den Eiern dann
die Küken. Wagner hat vor einem Brutkasten eine Kamera installiert und
überträgt so das Schlüpfen direkt ins Klassenzimmer. Quasi Naturkundeunterricht
hautnah und ganz modern. Selbst über die Internetseite der Grundschule Norken
konnte man einen Blick in die Brutstätte werfen. Die Kinder sind mit Spaß und
Spannung bei der Sache. Nach dem Schlüpfvorgang ziehen die Winzlinge in den
Aufzuchtkasten um. Hier trocknet ihr Gefieder und es wird auch schon fleißig Futter
gepickt und Wasser getrunken. Nach zwei bis drei Tagen verlassen sie dann die
Schule und siedeln in den Garten von Bürgermeister Wagner um, wo in drei
Drahtkäfigen jeweils eine Glucke auf den Nachwuchs wartet. Die zieht die
Kleinen dann sechs bis acht Wochen groß.
Danach kommt die Schulleitung ins Spiel. Die
informiert in einem Elternbrief zu dem Projekt und bietet die jungen Hühner den
Kindern, bzw. deren Eltern und Großeltern
kostenlos zur Übernahme an. F. W. Wagner: „Auf diese Weise haben wir vor
vier Jahren in Norken fünf neue Hühnerhalter gewinnen können.“ Aber auch andere
Dorfbewohner oder Interessierte von außerhalb können gerne Hühner in Empfang
nehmen. Für die diesjährige Aktion haben sich schon etliche Abnehmer gemeldet.
Schließlich legen die jungen Hühner schon nach rund acht Monaten die ersten
Eier. Im Herbst, wenn die Grundschule Norken für den 27. September zum
Welterbetag der UNESCO-Projektschulen einlädt, wird die Aktion wiederholt.
Unter dem Motto „Hui Wäller – allemol/Westerwälder Dorfleben erleben“ heißt es
dann wieder „Vom Ei zum Huhn“.